
Ein Plädoyer für das Lesen
Der Welttag des Buches, der jedes Jahr am 23. April gefeiert wird, ist nicht nur ein Anlass, um die Freude am Lesen zu feiern, sondern auch eine Gelegenheit, die Bedeutung von Büchern und Literatur in unserer Gesellschaft zu reflektieren. In diesem Kontext spielt die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels eine zentrale Rolle. Sie setzt sich mit vielfältigen Initiativen und Projekten dafür ein, das Lesen zu fördern und die Buchkultur zu stärken.
Ein Gastbeitrag von Kaspar Pflaum

© Mo Wüstenhagen
Über den Autor

Kaspar Pflaum leitet den Bereich Leseförderung beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels und ist als Projektleiter für alle Leseförderungsprojekte in der Stiftung verantwortlich.
Die Stiftung Buchkultur und Leseförderung wurde 2008 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit dem Ziel gegründet, die Begeisterung für Bücher und das Lesen in der Gesellschaft zu fördern. Als gemeinnützige Stiftung initiieren wir Leseförderungsprojekte zur Stärkung der Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen – die Basis für eine erfolgreiche Zukunft mit gesellschaftlicher Teilhabe und beruflichem Erfolg. Bei unseren Leseförderungsaktivitäten soll die Vermittlung von Lesefreude und Lesemotivation im Mittelpunkt stehen. Mit unseren Projekten vermitteln wir Kindern und Jugendlichen wichtige Fähigkeiten im Umgang mit Texten und Medien. Die Initiativen bieten mit der direkten Einbeziehung der Verlage und vor allem des örtlichen Buchhandels oftmals den ersten Kontakt und einen direkten Zugang zu den Ausgangspunkten dieser Kulturvermittlung.
Trotz Defiziten in der Lesekompetenz weiterhin gefragt: das Buch
Die Ergebnisse der PISA- und IGLU-Studien zeigen die enormen Defizite in der Lesekompetenz bei Kindern in Deutschland. Ein zentrales Ergebnis der letzten IGLU-Studie etwa ist, dass mittlerweile ein Viertel der Kinder nach Abschluss der vierten Klasse nicht in der Lage ist, Texte sinnentnehmend zu lesen. Auch aus diesem Grund erleben unsere Leseförderungsinitiativen seit einigen Jahren einen wachsenden Zulauf. Wir spüren, wie sich der Bedarf und die Nachfrage an Leseförderungsaktionen an Schulen erhöht hat.
Die aktuelle Studie Bock auf Buch des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels hat belegt, dass das Buch bei einem Großteil der jungen Menschen nach wie vor gefragt ist. Kinder finden in Büchern Rat und informieren sich über aktuelle Themen. Gleichzeitig kommen junge Menschen heute später in Kontakt mit dem Bücherlesen als früher. Die Grenzen zwischen den nachgefragten Genres verschwimmen zunehmend und das Lesen in Originalsprache spielt eine große Rolle. Die Buchhandlung ist nach wie vor der wichtigste Kontaktpunkt zu neuen Büchern, auch wenn Empfehlungen im Internet und auf Social Media inzwischen wichtige Impulsgeber sind. Digitale Medien und soziale Netzwerke dominieren den Alltag von Kindern und Jugendlichen. Umso wichtiger ist es, die Lust am Lesen und das in Interesse an Büchern zu wecken. Unsere Stiftung setzt sich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche frühzeitig mit Büchern in Berührung kommen und die Freude am Lesen entdecken.
Buchpreise und Leseförderung
Wir vergeben den Deutschen Buchpreis, den Deutschen Sachbuchpreis und den Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik. Der Deutsche Buchpreis wird seit 2005 jährlich verliehen und zeichnet den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Der Deutsche Sachbuchpreis wird seit 2021 vergeben und honoriert herausragende Sachbücher in deutschsprachiger Originalausgabe, die Impulse für die gesellschaftliche Auseinandersetzung geben. Beide Preise spielen eine bedeutende Rolle in der Literaturwelt, da sie nicht nur die Sichtbarkeit der ausgezeichneten Werke erhöhen, sondern auch das öffentliche Interesse an Literatur und Wissen fördern. Gleichzeitig schärfen sie das Verständnis für Sachbücher als Grundlage von Wissensvermittlung und fundierter Meinungsbildung sowie als Impulsgeber für den öffentlichen Diskurs. Die Preise tragen dazu bei, die Vielfalt und den Reichtum der deutschsprachigen Literatur zu feiern und zu würdigen.
Im Bereich der Leseförderung veranstaltet die Stiftung den bundesweiten Vorlesewettbewerb, organisiert in Zusammenarbeit mit Partnern und Förderern die Aktion Lesetüte und die Aktion Ich schenk dir eine Geschichte zum Welttag des Buches.

Der Vorlesewettbewerb – der von den Stiftungen und den Gewinnsparvereinen der Sparda-Banken unterstützt wird – mit jährlich rund 600.000 Teilnehmenden aus mehr als 7.000 Schulen sowie die Welttagsaktion gehören zu den größten und traditionsreichsten Leseförderungsaktionen in Europa.
Viele Siegerinnen und Sieger des Vorlesewettbewerbs haben nicht nur im Finale durch ihre Lesefähigkeiten beeindruckt, sondern auch durch ihre späteren Erfolge in der Literatur- und Medienwelt, beispielsweise Judith Herrmann als bekannte Autorin oder Oliver Rohrbeck, der als Schauspieler und Synchronsprecher vor allem durch die Stimme von Justus Jonas bei den Drei Fragezeichen bekannt ist.
Während der Corona-Pandemie musste sich der Vorlesewettbewerb neu aufstellen. In einer Phase, in der Entscheide nicht vor Publikum und Jurys stattfinden durften, konnte der Vorlesewettbewerb als einziger Schülerwettbewerb durchgängig weiter stattfinden. Über ein schnell aufgebautes Web-Portal reichten die Teilnehmenden ihre aufgezeichneten Videolesungen ein konnten durch Jurys kontaktlos bewertet werden. Heute nutzen wir dieses Web-Portal, um einen internationalen Vorlesewettbewerb der deutschen Auslandsschulen durchzuführen, an dem sich in diesem Jahr über 50 Schulen aus der ganzen Welt beteiligten.
Aktionen zum Welttag des Buches
Mehr als 1,1 Millionen Kinder der vierten und fünften Klassen erhalten in diesem Jahr im Rahmen der Aktion Ich schenk dir eine Geschichte den von Thomas Winkler und Timo Grubing eigens für den Welttag des Buches 2025 verfassten und gezeichneten Comicroman Cool wie Bolle. Rund um den 23. April bekommen die Kinder ihr persönliches Exemplar bei einem Klassenbesuch von einer zuvor ausgewählten Buchhandlung gegen Vorlage ihres Gutscheins geschenkt. Für die schulische Leseförderung sind die Aktionen von besonderer Bedeutung. Diese sollen den Kindern und Jugendlichen vor allem Freude am Lesen und an Büchern vermitteln und den Kulturort Buchhandlung näherbringen. Rund 3.000 Buchhandlungen nehmen an der Aktion teil. Seit 1997, und damit in diesem Jahr zum 29. Mal, erhalten Schüler*innen zum Welttag des Buches von den Buchhandlungen vor Ort ein Buchgeschenk. Die Aktionen zum Welttag des Buches sind eine gemeinsame Initiative der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, der Stiftung Lesen und des cbj Verlags, mit Unterstützung der Deutschen Post und DHL sowie des ZDFs.
Wir sind sehr dankbar, dass unsere Leseförderungsaktionen und Buchpreise von Stiftungen finanziell unterstützt werden. Durch diese Förderung können sich unsere Aktionen nachhaltig entwickeln und auf einem hohen Niveau erfolgreich und wirkungsvoll durchgeführt werden. Bei der Evaluation unserer Initiativen erfahren wir, dass Kinder durch unsere Aktionen oft zum ersten Mal ein Buch geschenkt bekommen oder eine Buchhandlung besucht haben. Unsere Projekte bieten vielfältige Fördermöglichkeiten, weitere Stiftungen können die Arbeit der Stiftung Buchkultur und Leseförderung aktiv unterstützen oder sich mit eigenen Aktionen in der Leseförderung engagieren.
Mit dieser Unterstützung zeigen Stiftungen und auch Unternehmen, dass sie soziale Verantwortung übernehmen und Projekte ermöglichen, die einen wichtigen Beitrag in der nachhaltigen Bildungsarbeit und der Leseförderung leisten und das Buch als wichtiges Medium in der öffentlichen Wahrnehmung stärken.
Über die Stiftung
Die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels setzt sich für die Förderung von Kultur und Bildung in einer offenen und pluralistischen Gesellschaft ein. Als gemeinnützige Stiftung initiiert und realisiert sie Projekte mit dem Ziel, Aufmerksamkeit für deutschsprachige Literatur, das Lesen und das Leitmedium Buch zu schaffen und die Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken.