• Drei Fragen an ...

Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung

Im Mai blickt der Stiftungssektor auf Wiesbaden, denn in der hessischen Landeshauptstadt findet in diesem Jahr der Deutsche Stiftungstag statt. Ein prominenter Stifter am Tagungsort ist Reinhard Ernst, der gemeinsam mit seiner Frau 2004 die operativ tätige Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung gegründet hat. Mit dem Museum Reinhard Ernst haben sie einen wichtigen neuen Kulturort in Wiesbaden geschaffen, der sich der abstrakten Kunst widmet. Im Interview haben wir mit Reinhard Ernst über seine Sammlung, Mut und den Deutschen Stiftungstag gesprochen.

Innenaufnahme des Museums.
© Museum Reinhard Ernst, Foto: Sascha Kopp
3 Minuten 06.05.2025

Als Sammler haben Sie eine umfassende Kollektion mit einer eigenen Handschrift zusammengetragen, aus der nun rund 80 Werke im Museum präsentiert werden. Was zeichnet die Philosophie des Museums und die Vision der Reinhard & Sonja Ernst Stiftung aus, und welche besonderen Schwerpunkte setzen Sie in Ihrer Arbeit?

Mit unserer Stiftung fördern wir Kunst und Kultur, setzen uns für Kinder und ältere Menschen ein und wirken im Denkmalschutz. Wir initiieren und realisieren ausschließlich Projekte, zu denen wir einen persönlichen Bezug haben und von deren Wert für unsere Gesellschaft wir überzeugt sind. Mit dem Museum Reinhard Ernst möchten wir einen Beitrag leisten zur Herstellung von Chancengleichheit in unserer Gesellschaft. Wir sind überzeugt davon, dass die Beschäftigung mit Kunst Kreativität freisetzt. Wir sind ein Haus für alle und es ist uns ein Anliegen, die Ansprüche an ein demokratisches Museum zu erfüllen.  Deshalb sind die Vormittage in unserem Museum ausschließlich für Schulklassen und Bildungseinrichtungen geöffnet, so dass alle Kinder – unabhängig von ihrem familiären Hintergrund – Kunst entdecken können. Dahinter steckt nicht nur ein philanthropischer Ansatz, sondern auch unternehmerisches Denken: Kreative Mitarbeitende sind die Basis und das Rückgrat eines jeden Unternehmens – und damit unserer Wirtschaft.

© Museum Reinhard Ernst,  Foto: Helbig/Marburger

Das Museum Reinhard Ernst präsentiert abstrakte Kunst, die oft neue Perspektiven eröffnet und Grenzen überwindet. Wie passt dieser Ansatz zum Thema MutigMachen des Deutschen Stiftungstages, und was bedeutet Mut für Ihre Stiftungsarbeit?

Hier sehe ich enge Berührungspunkte: Viele Künstler und Künstlerinnen in meiner Sammlung waren mutig und haben gegen den Trend eine Kunstrichtung etabliert, die Abstraktion. Es sind Werke entstanden, die einem nicht vorgeben, was man zu sehen hat, sondern dies den Betrachtenden überlassen. Diese unangepasste, mutige Denk- und Herangehensweise ist inspirierend für Kinder und soll dazu beitragen, ihre Kreativität zu wecken. Als Unternehmer finde ich es sehr wichtig, dass Kinder schon im frühen Alter ermutigt werden, kreativ zu denken, sich zutrauen, auch so zu handeln.

Auch der Bau unseres Museums, ausschließlich für abstrakte Kunst, hat Mut erfordert. Ohne Mut, der selbstverständlich immer eine durchdachte Grundlage haben muss, kann man im Leben und damit auch in der Stiftungsarbeit nichts bewegen.

Der Deutsche Stiftungstag bringt die Stiftungscommunity in Wiesbaden zusammen. Welche Erwartungen, Hoffnungen oder konkreten Ziele verbinden Sie als Museumsgründer mit Ihrer Teilnahme an diesem Ereignis in Wiesbaden?

Als Erstes freut es mich, dass man unser schönes Wiesbaden für den Deutschen Stiftungstag ausgewählt hat. Als jemand, der Stiftungsarbeit in Deutschland für unerlässlich hält, würde ich mir wünschen – und eigentlich erwarte ich das auch – dass es uns gelingt, mehr Menschen aus der Politik davon zu überzeugen, dass ohne Stiftungen in Deutschland nichts mehr läuft. Ich bin überzeugt davon, dass wir gemeinsam noch vieles besser machen könnten.

Und natürlich wünsche ich mir, dass viele Stiftungstags-Teilnehmende hier in Wiesbaden unser Museum besuchen. Ich bin davon überzeugt, dass die einladende Atmosphäre unseres Hauses, dazu beiträgt, gute Ideen zu entwickeln.

 

Über den Gesprächspartner
Reinhard und Sonja Ernst
Reinhard und Sonja Ernst
© Tanja Nitzke

Reinhard Ernst ist Stifter und Museumsgründer der Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung.

 

 

Über die Stiftung

Die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung wurde 2004 in Wiesbaden gegründet und fördert Werte im Sinne des Stifterpaares. Diese Werte spiegeln sich in Kunst und Kultur sowie an Orten des Zusammenlebens und des Lernens wider. Die Gründer der Stiftung wollen ihre Zuwendungen, ihr Engagement und ihre Netzwerke möglichst effektiv für die Gemeinschaft einsetzen. Diese Gedanken verwirklicht die Stiftung in ausschließlich eigenen Projekten. Beispiele sind das „Haus der Hoffnung“ im japanischen Natori, das für viele Kinder und alte Menschen nach der Tsunami-Katastrophe 2011 zur Begegnungsstätte wurde, und das Musikschulhaus in Eppstein. Unter den denkmalgeschützten Gebäuden zeigt u.a. der Walderdorffer Hof in Limburg an der Lahn, worauf es den Stiftern ankommt.

Mehr Informationen: Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung

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