Spieglein, Spieglein an der Wand, wer sind die Größten im ganzen Land?

Die „Liste der größten Stiftungen“ gibt einen Einblick in die 60 finanzstärksten Stiftungen Deutschlands und ihren Beitrag zum Gemeinwohl. Wie entsteht die Liste und welche Neuerungen gibt es in der Veröffentlichung 2025? Der Artikel beleuchtet die zugrundeliegende Methodik der Liste der größten Stiftungen und unterstreicht die Bedeutung von Transparenz im Stiftungssektor.

Die Liste der größten Stiftungen

Fünf Milliarden Euro - so hoch ist der Betrag, den die finanzstärksten Stiftungen in Deutschland mindestens für die Erfüllung ihrer Satzungszwecke ausschütten. Diese Mittel fließen direkt in Bildungsprogramme, soziale Projekte, Forschung, Kulturförderung und viele andere gemeinwohlorientierte Bereiche, die unsere Gesellschaft stärken und bereichern.

Der Wert stammt aus der Liste der größten Stiftungen, die der Bundesverband Deutscher Stiftungen jährlich veröffentlicht und die sich als feste Größe in der öffentlichen Wahrnehmung des Stiftungssektors etabliert hat. Eindrucksvoll hebt sie die gesellschaftliche Wirkung des Stiftungswesens hervor. Die Liste der größten Stiftungen umfasst die finanzstärksten privaten und öffentlich-rechtlichen Stiftungen Deutschlands.

Da nur die größten Stiftungen berücksichtigt wurden und zudem nicht bei allen Stiftungen die Geschäftsberichte öffentlich verfügbar sind, liegt der tatsächliche Gesamtbetrag des für die Gesellschaft geleisteten Beitrags der größten Stiftungen weitaus höher. Um ein realistisches Bild der Leistungsfähigkeit des Sektors zu erhalten und diese gesamtgesellschaftlich würdigen zu können, braucht es in Zukunft eine noch stärkere Bereitschaft und Beteiligung im Stiftungswesen, relevante Kennwerte öffentlich zugänglich zu machen. 

Die Kennwerte: Was wird erhoben?

Die Grundlage der Liste bilden Finanzdaten, die aus den aktuellen Geschäfts- und Jahresberichten der Stiftungen gewonnen werden. Diese sind entweder öffentlich zugänglich oder der Bundesverband erhält sie auf Anfrage bei den Stiftungen.

Die in der Liste veröffentlichten Kennwerte sind: 

  • Eigenkapital (Buchwert): das Kapital, welches der Stiftung dauerhaft zur Verfügung steht
  • Zweckausgaben: Mittel, die direkt in die Erfüllung des Stiftungszwecks fließen
  • Gesamtausgaben: die Summe aus den Zweckausgaben und den allgemeinen Verwaltungsausgaben
  • Neu seit 2025: Nettovermögenswert: die gegenwartsbezogene Summe der Vermögenswerte zu einem Stichtag (31.12.)

Bei der Auswertung der Berichte und der Standardisierung der Kennwerte stützt sich der Bundesverband Deutscher Stiftungen auf die aktuellen Empfehlungen des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) zur Rechnungslegung von Stiftungen (IDW FAB RS 5, 2024).

Ein wesentlicher Bestandteil der Methodik ist die Zusammenarbeit mit den Stiftungen. Viele Stiftungen veröffentlichen ihre Finanzdaten freiwillig. Nachdem der Bundesverband diese öffentlich zugänglichen Berichte gesichtet und die Kennwerte extrahiert hat, werden diese den jeweiligen Stiftungen noch einmal zur Abstimmung zur Verfügung gestellt. Ziel ist die Sicherung eines gemeinsamen Verständnisses der Daten zur Ermittlung der Kennzahlen. Die Mitwirkung ist ein zentraler Baustein zur Qualitätssicherung der Liste und hat auch die Neuerungen in der aktuellen Liste angestoßen. Der stetige Austausch stärkt nicht nur die Aussagekraft der Liste, sondern verdeutlicht auch, wie wichtig eine kontinuierliche Zusammenarbeit ist, um den Sektor als Ganzes zu stärken.

Was ist neu im Jahr 2025?

Der Bundesverband hat für die Veröffentlichung 2025 einheitliche Definitionen für die Berechnung der Kennwerte eingeführt, mit dem Ziel die Vergleichbarkeit der präsentierten Kennwerte und Transparenz zu erhöhen. Diese Definitionen sind auf der Website des Bundesverbands einsehbar.

Eine weitere Neuerung ist die Einführung des Nettovermögenswerts als zusätzlichem Kennwert. Während sich das Eigenkapital auf vergangenheitsorientierte Buchwerte stützt, erlaubt das Nettovermögen ein gegenwartsorientiertes Bild der Ressourcen der Stiftungen, da hier Zeitwerte berücksichtigt werden. Dies sorgt für eine höhere Aussagekraft und ein zeitgemäßes Bild des Stiftungssektors. Seit Einführung des neuen Kennwerts haben etwa ein Sechstel der angefragten Stiftungen diesen für die Liste zur Verfügung gestellt. Das Nettovermögen soll in Zukunft als fester Bestandteil der Liste der größten Stiftungen etabliert werden.

Transparenz als Haltung

Die Liste der größten Stiftungen ist mehr als eine Sammlung von Zahlen. Sie macht die vielfältigen Beiträge der Stiftungen zum Gemeinwohl sichtbar und schärft das Bewusstsein für ihre gesellschaftliche Bedeutung. Mit der Liste setzt der Bundesverband ein klares Zeichen für Transparenz im zivilgesellschaftlichen Kontext. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen ist das eine zentrale Grundlage zur Vertrauensbildung – sowohl gegenüber der Öffentlichkeit als auch innerhalb des Sektors. Die Einführung einheitlicher Standards sowie die Aufnahme des Nettovermögens als neuen, aussagekräftigen Kennwert betonen den hohen Anspruch des Bundesverbandes an Transparenz. Dieser Anspruch ist sowohl in den Grundsätzen guter Stiftungspraxis verankert als auch in der Initiative Transparente Zivilgesellschaft, der sich der Bundesverband verpflichtet hat.

Über den Bereich Daten und Analyse

Der Bereich Daten und Analyse im Bundesverband Deutscher Stiftungen erforscht den Stiftungssektor auf datenbasierter Grundlage und nach wissenschaftlichen Standards. Regelmäßige Berichte und Analysen, wie die Liste der größten Stiftungen, schaffen Transparenz und liefern wichtige Erkenntnisse für Stiftungen, Politik und Gesellschaft. Diese Arbeit ist ein zentraler Bestandteil des satzungsgemäßen Auftrags des Bundesverbandes.

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