• Drei Fragen an ...

Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum

Schätzungen zufolge liegen rund 100.000 Tonnen Blindgänger aus beiden Weltkriegen in deutschen Böden – eine Gefahr für Mensch wie Natur. Was die Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum dagegen tun will, erzählt Stephanie Bergmann, Koordinatorin der Stiftung, im Kurzinterview.  

2 Minuten 07.09.2022

Was hat Sie bewogen, eine Stiftung mit diesem Stiftungszweck zu gründen?   

Unser Grundgedanke bei der Gründung der Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum war und ist bis heute die Sicherheit für Leib und Leben, der Schutz und Erhalt von Flora, Fauna, Habitat. Kampfmittel sind auch nach über 70 Jahren nicht ungefährlicher geworden, das Gegenteil ist der Fall. Alter und Korrosionsauswirkungen erhöhen die Gefährlichkeit von Fundmunition. Geradezu täglich wird über Munitionsfunde berichtet. Wir möchten den Fokus auf belastete Flächen lenken, die eine Gefahr für Lebensräume darstellen. Es geht um den Erhalt von natürlichen Ressourcen wie Wasser und Boden und um umsetzbaren Natur- und Umweltschutz. Mit unseren Partnern entwickeln wir Konzepte dazu, was mit Flächen nach der Beräumung geschieht.       

Finden Sie, dass das Thema Kampfmittelentschärfung in der Gesellschaft ausreichend wahrgenommen wird?    

Eher nein. Die Bevölkerung kommt mit dem Thema Kampfmittelräumung üblicherweise nur dann in Kontakt, wenn in den Medien wieder mal über einen Bombenfund berichtet wird oder sie selbst davon betroffen ist. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass vielen Menschen gar nicht bewusst ist, dass auch nach über 70 Jahren noch massenhaft Altlasten aus beiden Weltkriegen vorhanden sind. Schätzungen zufolge sind heute noch circa 100.000 Tonnen Blindgänger in deutschen Böden vorhanden. An dieser Stelle geht es nicht darum, Ängste zu schüren, im Gegenteil. Wir haben es uns als Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum zur Aufgabe gemacht, zu sensibilisieren und zu informieren. Aktuell erarbeiten wir eine Broschüre zum Umgang und Verhalten mit Fundmunition, die wir der Bevölkerung zur Verfügung stellen möchten; auch eine Vortragsreihe ist geplant. Ein elementarer Teil der Stiftungsarbeit ist zudem die Aus- und Weiterbildung. Wir initiieren und begleiten eine Arbeitgeberinitiative zur Etablierung eines Ausbildungsberufes in der Kampfmittelbranche. Stand heute existiert kein einheitliches Berufsbild und die Vermittlung von Wissen erfolgt in den einzelnen Unternehmen mit oft stark unterschiedlichen Lehrinhalten.      

Wann werden Ihr Stiftungszweck erfüllt und alle Bomben in Deutschland entschärft und beseitigt sein?    

Bei der großen Menge an Kampfmitteln, die noch zu beseitigen sind, sprechen wir von einer Generationenaufgabe. Die Stiftung vergibt Stipendien an Studierende, deren Abschlussarbeit sich inhaltlich auf die Kampfmittelräumung bezieht. In diesem Zusammenhang unterhalten wir Kooperationen zu Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen. Hier sehen wir einen wichtigen Mehrwehrt für die gesamte Kampfmittelbranche, denn je besser die Mess- und Verfahrenstechniken weiterentwickelt werden, umso erfolgreicher gelingt uns die systematische Abarbeitung von Gefahrenfeldern. Die Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum übernimmt hiermit Verantwortung für die nachfolgenden Generationen, denn so sehr wir uns als Stiftung eine möglichst zeitnahe Beseitigung aller Kampfmittel wünschen, werden wir und die gesamte Gesellschaft uns noch Jahrzehnte mit der Thematik auseinandersetzen müssen.     

Über die Gesprächspartnerin: 
Stephanie Bergmann
© Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum

Stephanie Bergmann ist Koordinatorin der Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum.  

Über die Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum: 

Die Stiftung wurde im März 2021 in Erfurt gegründet. Sie verfolgt als Stiftungszweck die Entschärfung, Räumung und Vernichtung von Bomben, Sprengkörpern, Waffen, Munition und anderen explosiven Stoffen und gefährlichen Gegenständen.     

Mehr Infos: www.stiftung-kampfmittelfreier-lebensraum.de 

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