
Stiftungspanel: Evidenz statt Bauchgefühl
Wie entwickeln sich Stiftungen über die Zeit? Welche Herausforderungen prägen ihre Arbeit – und wie wirken sich rechtliche und gesellschaftliche Veränderungen aus? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, braucht es fundierte Daten. Mit den Befragungen im Rahmen des Stiftungspanels schafft der Bundesverband Deutscher Stiftungen die Grundlage für langfristige Analysen, evidenzbasierte Interessenvertretung und Transparenz im Stiftungssektor. Dabei setzt er auf ein methodisches Vorgehen, das sich deutlich von anderen Erhebungen unterscheidet: Derzeit bietet kein anderes Befragungsformat im Stiftungswesen eine vergleichbar kontinuierliche Datengrundlage für belastbare Aussagen über Entwicklungen im Sektor.
Was ist das Stiftungspanel?
Das Stiftungspanel ist ein Befragungsformat, an dem Stiftungen ein- bis zweimal jährlich an Erhebungen zu aktuellen Themen des Stiftungswesens teilnehmen können. Das beinhaltet die Jahresbefragung sowie eine Befragung zu einem spezifischen Thema, wie z.B. im vergangenen Jahr zur Förderpraxis von Stiftungen. Die Teilnahme steht allen Stiftungen in Deutschland offen – unabhängig von Rechtsform, Größe oder Tätigkeitsfeld. Der Fragebogen richtet sich in erster Linie an Vorstände und Geschäftsführungen, kann aber auch von anderen auskunftsfähigen Personen in den Stiftungen bearbeitet werden. Aktuell haben sich mehr als 600 Stiftungen für das Stiftungspanel registriert und sich bereiterklärt, regelmäßig an Befragungen teilzunehmen. Eine Teilnahme an den Befragungen ist aber auch ganz einfach ohne Registrierung möglich.
Die Jahresbefragung
Die Jahresbefragung erfasst strukturelle Merkmale und Arbeitsweisen von Stiftungen. Sie kombiniert jährlich wiederkehrende Kernfragen (z. B. Beschäftigtenstruktur, Zielgruppen, Kooperationen, Finanzdaten, Herausforderungen) mit thematisch wechselnden Zusatzmodulen (z.B. Vermögensverwaltung, Wirkungsorientierung, Demokratieförderung) und ermöglicht sowohl die Beobachtung langfristiger Entwicklungen als auch den Fokus auf aktuelle Themen. Die Erhebung dient als Instrument zur Dauerberichterstattung über den Stiftungssektor. Eine zentrale Veröffentlichung ist das Format Zahlen, Daten, Fakten, das auf Basis der jeweils aktuellen Befragungsergebnisse zum Jahresende aktualisiert wird und einen kompakten Überblick über zentrale Kennzahlen und Trends im Stiftungswesen bietet.
Die Jahresbefragung 2025 läuft aktuell. Neben der jährlichen Wiederholungsbefragung zur Arbeitsweise der Stiftungen geht es diesmal um die Auswirkungen der Stiftungsrechtsreform sowie den Beitrag der Stiftungen zur Demokratieförderung. Eine Teilnahme ist noch bis zum 8. April möglich. Alle Stiftungen sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. Als kleines Dankeschön können Sie eines von 10 Tickets für den Deutschen Stiftungstag am 20./21. Mai in Wiesbaden gewinnen.
Warum lohnt sich die Teilnahme?
Die Teilnahme an den Befragungen bietet Stiftungen einen konkreten Nutzen für die eigene Arbeit. Durch die Erhebung erhalten sie Einblicke in zentrale Entwicklungen im Stiftungswesen – und können sich im Vergleich zum Gesamtfeld verorten: Wie arbeiten andere Stiftungen? Wo steht die eigene Stiftung? Welche Veränderungen zeigen sich über die Zeit?
Darüber hinaus leisten alle teilnehmenden Stiftungen einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung des Wissens über den Sektor. Die Ergebnisse fließen unter anderem in Publikationsformate wie den Stiftungsfokus ein und werden gezielt in Politik, Medien und Fachöffentlichkeit kommuniziert. So werden die Anliegen von Stiftungen sichtbarer und das Bild des Sektors wird insgesamt geschärft.
Nicht zuletzt stärken die erhobenen Daten die Interessenvertretung des Bundesverbandes: Sie ermöglichen es, Herausforderungen und Bedarfe von Stiftungen evidenzbasiert in politische Prozesse einzubringen.
Eine Registrierung im Stiftungspanel ist nicht erforderlich, bietet jedoch zusätzliche Vorteile: Registrierte Stiftungen werden frühzeitig über neue Befragungen informiert und erhalten individualisierte Auswertungen zur Wiederholungsbefragung – ein wertvolles Instrument zur Einordnung der eigenen Stiftung im Vergleich zum Gesamtfeld.
Sind die Daten repräsentativ für den Stiftungssektor?
Mit dem Stiftungspanel möchte der Bundesverband die Vielfalt der Stiftungslandschaft in Deutschland möglichst realitätsnah abbilden. Da die Teilnahme freiwillig ist, basiert die Stichprobe nicht auf einer klassischen Zufallsauswahl. Um dennoch belastbare Aussagen treffen zu können, werden im Auswertungsprozess statistische Gewichtungen eingesetzt – zum Beispiel nach Bundesland oder Gründungsjahr. Diese Gewichtung erfolgt bisher für rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts, da für diese die Grundgesamtheit bekannt ist. Unter dieser Voraussetzung können die Ergebnisse als repräsentativ für diese Rechtsform gelten. Perspektivisch soll die Repräsentativität auch auf weitere Rechtsformen wie Stiftungs-gGmbHs und Stiftungsvereine ausgeweitet werden.
Mit diesem methodischen Vorgehen unterscheidet sich das Stiftungspanel deutlich von anderen Erhebungen im Sektor: Es ist derzeit die einzige kontinuierliche Befragung, die es ermöglicht, strukturierte und repräsentative Aussagen über zentrale Entwicklungen im Stiftungswesen zu treffen.
Was passiert mit den Ergebnissen?
Die Daten fließen regelmäßig in Studien, Berichte und Analysen ein, die zentrale Entwicklungen und Anliegen im Sektor sichtbar machen. Sie werden auch im Rahmen von Vortrags- und Diskussionsformaten aufbereitet und direkt in den Sektor zurückgespielt. Zwei aktuelle Beispiele sind:
- Wie fördern Stiftungen in Deutschland?
- Frauen in deutschen Stiftungen. Bestandsaufnahme und Bestimmungsgründe
Beide Studien zeigen exemplarisch, wie das Stiftungspanel konkrete Fragestellungen auf fundierter Datengrundlage beantworten kann – und damit zur Weiterentwicklung von Praxis, Forschung und politischem Diskurs beiträgt. Darüber hinaus beziehen sich viele Presseanfragen auf Daten. Diese können verlässlich beantwortet werden und zur Einordnung verschiedenster Sachverhalte dienen, wenn die entsprechenden Zahlen vorliegen.
Gemeinsam den Stiftungssektor stärken
Mit jeder teilnehmenden Stiftung wird das Bild des Sektors vollständiger, differenzierter und aussagekräftiger. Das Stiftungspanel lebt von der Vielfalt der Perspektiven – ob kleine, große, junge oder alte Stiftung, operativ oder fördernd tätig. Je mehr Stiftungen sich beteiligen, desto besser kann der Bundesverband Entwicklungen erkennen und Anliegen vertreten – für einzelne Organisationen ebenso wie für den Sektor als Ganzes.
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