Wie fördern Stiftungen? Was Fundraiser*innen aus den aktuellen Ergebnissen des Stiftungspanels lernen können

Das aktuelle Stiftungspanel des Bundesverbands Deutscher Stiftungen hatte das Ziel, erstmals umfassende Einblicke in die Arbeit fördernd tätiger Stiftungen in Deutschland zu geben. Wie groß ist der Umfang der Förderungen, in welchem geografischen Rahmen wird gefördert und wie stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Förderung? Die Ergebnisse liefern wertvolle Erkenntnisse für Fundraiser*innen. Während viele Befunde für erfahrene Praktiker*innen wenig überraschend sein mögen, spiegeln einige andere neue Entwicklungen wider.

Höhere Erfolgsaussichten bei kleineren Stiftungen. Die Analyse zeigt, dass der Anteil bewilligter Förderanträge bei kleineren Stiftungen mit einem Förderbudget von unter 1 Million Euro höher liegt (72 Prozent) als bei größeren Stiftungen mit einem Förderbudget von über 1 Million Euro (43 Prozent). Für Fundraiser*innen könnte es daher lohnenswert sein, gezielt eher kleinere Stiftungen anzusprechen, deren Fördervoraussetzungen zudem häufig niedrigschwelliger sind.

Planungshorizont für Förderungen beachten. Förderzusagen werden im Durchschnitt für zwei Jahre gemacht. Gleichzeitig zeigt sich, dass die tatsächliche Zusammenarbeit zwischen Stiftung und Förderpartner*innen, beispielweise auf Basis von Projektverlängerungen, im Mittel 10 Jahre beträgt. Für das Fundraising kann es daher sinnvoll sein, bereits im Vorfeld einen potentiellen längerfristigen Charakter der Zusammenarbeit abzutasten und sich nach den Praktiken der Stiftung in Bezug auf Nachfolgefinanzierungen zu erkundigen.

Fördermittel fließen oft lokal. Wer bei Stiftungen Fundraising betreibt, ist gut beraten, sich im Vorfeld mit dem geographischen Förderradius zu befassen. Unter Möglichkeit der Mehrfachnennung geben 79 Prozent der Stiftungen an, vorwiegend regional zu fördern, während 26 Prozent auch überregional, z.B. über Bundesländergrenzen hinweg, und 13 Prozent international aktiv sind.

Stiftungsförderungen sind kein Allheilmittel. Ein Großteil der Stiftungen (48 Prozent) verfügt über jährliche Förderbudgets von unter 50.000 Euro, während nur etwa 6 Prozent Summen von über 5 Millionen Euro vergeben können. Dies spiegelt sich auch in der Höhe der einzelnen Förderungen wider, die im Median bei etwa 3.500 Euro liegen, obwohl die Spannweite von 40 Euro bis zu 7 Millionen Euro reicht. Mittel aus Stiftungen können daher zwar einen wichtigen Beitrag leisten, sind aber wahrscheinlich nur ein Baustein im gesamten Fundraising-Portfolio zur nachhaltigen Finanzierung von Projekten.

 

© Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V.

Neue Förderinstrumente: Auch wenn die meisten Stiftungen (74 Prozent) nach wie vor bestimmte Projekte oder Aktivitäten fördern, zeichnet sich ein Wandel ab. Immerhin 32 Prozent gaben an, dass sie ihren Projektpartner*innen auch nicht-zweckgebundene Mittel zur Verfügung stellen, die die Empfänger*innen nach Bedarf einsetzen können. Es lohnt sich also, nicht immer ein konkretes Projekt vorzustellen, sondern mehr die Organisation als Ganzes in den Vordergrund zu rücken.

Die Übernahme von Overheadkosten ist nicht selbstverständlich:  55 Prozent der Stiftungen finanzieren auch Overhead-Kosten, also Ausgaben, die nicht direkt einem Projekt zugeordnet werden können, aber in Zusammenhang mit dessen Durchführung stehen (z.B. Verwaltungskosten). Auch wenn die Übernahme von Overhead-Kosten nicht explizit angeboten wird, könnte es sich daher lohnen, im Fundraising-Prozess proaktiv danach zu fragen.

Persönlicher Kontakt ist wichtig: Über 80 Prozent der Stiftungen betonen den Wert enger Beziehungen in der Zusammenarbeit mit Förderpartner*innen. In mehr als der Hälfte aller Fälle werden Stiftungen aktiv von Fördersuchenden kontaktiert, während knapp 40 Prozent der Stiftungen auch selbst auf potentielle Partner*innen zugehen. 37 Prozent der Stiftungen erfordern ein formelles Antragsverfahren, 14 Prozent setzen auf Ausschreibungen oder Wettbewerbe, um Partner*innen zu finden. Die „fundraising is friendraising“-Regel könnte daher auch im Stiftungssektor relevant sein.

Zusammenfassend verdeutlichen die Ergebnisse des Stiftungspanels die vielfältigen Praktiken der Fördervergabe der fördernden Stiftungen in Deutschland. Zurzeit prüft der Bundesverband, künftig – ergänzend zur bereits heute bestehenden Stiftungssuche – eine Plattform für eine gezieltere Vernetzung zwischen Fördergeber*innen und Fördernehmer*innen zu etablieren. Ziel ist es, künftig das Finden passender Förderpartner*innen zu erleichtern und den Austausch weiter zu stärken.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Fundraising-Magazin 1/2025.

 

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