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Wissen, was wirkt

Nur knapp die Hälfte aller Non-Profits fragt systematisch ab, ob ihre Zielgruppe mit ihren Angeboten zufrieden ist. Wo es bei der Wirkungsmessung noch hapert und was Förderstiftungen daraus lernen können, zeigen aktuelle Daten des Wirkometers, eines Tools, mit dem soziale Organisationen den Grad ihrer Wirkungsorientierung ermitteln können.

3 Minuten 06.12.2022
Autor: Florian Hinze

1. Nur 45 Prozent aller Organisationen erfragen systematisch die Zufriedenheit ihrer Zielgruppen

Das können Stiftungen tun: Widmen Sie der Ausarbeitung von Wirkungszielen höchste Aufmerksamkeit. Lieber am Anfang einmal mehr mit den Partnern sprechen, als im Nachhinein permanent nachsteuern zu müssen. Meistens gehen Stiftungen und Förderorganisation stillschweigend davon aus, dass sie dieselben Ziele verfolgen. Das ist häufig ein Trugschluss. Daher ist es sinnvoll im Voraus zu klären, was genau mit Wirkungszielen gemeint ist: Wirkungsziele beschreiben die durch ein Projekt hervorgerufenen Veränderungen bei euren Zielgruppen oder auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene und sind damit mehr als die reine Beschreibung von Projektaktivitäten.

Wirkungsziele sind für eine wirkungsorientierte Projektsteuerung eminent wichtig. Sind die Ziele so formuliert, dass jeder weiß, was er zu tun hat, lässt sich ein Projekt leichter auf Kurs halten. Je konkreter die Wirkungsziele benannt sind, desto einfacher sind auch Monitoring, Evaluation und Wirkungsanalyse. Nicht zuletzt: Wirkungsziele steigern die Qualität der Arbeit, weil Mitarbeitende motivierter sind, als wenn sie im Blindflug agieren – und auch, weil sich Zielgruppen stärker angesprochen fühlen und die Angebote eher nutzen.

Übrigens: Die Beschäftigung mit Wirkungszielen ist keine einmalige Aufgabe in der Anbahnungs- und Planungsphase. Auch für laufende Förderprojekte ist es wichtig, deren Wirkungsziele regelmäßig zu reflektieren. Denn die Bedarfe der Zielgruppen können sich ändern und es notwendig machen, dass Ziele angepasst werden müssen.

2. Die Hälfte (51 Prozent) aller Non-Profits weiß nicht, ob die Zielgruppen mit den Angeboten zufrieden sind.

Das können Stiftungen tun: Gerade Fördermittelgeber*innen sollten aktiv und regelmäßig nachfragen, worauf sich die Annahme der Förderorganisation gründet, dass ein Angebot positiv angenommen wird. Bleiben Sie aufmerksam, ob die Zielgruppen stets und dauerhaft befragt werden. Das ist nicht nur hilfreich für die Qualitätssicherung des Angebots, sondern auch, um Schwachstellen aufzuspüren und entsprechend nachzusteuern. Achten Sie darauf, dass nicht nur lose Anekdotensammlungen oder einzelne Presseartikel als Wirkungsbelege herangezogen werden, sondern dass die Erhebung systematisch erfolgt. Vor allem: Unterstützen Sie die Förderorganisation aktiv und lassen Sie genügend Raum, damit sie eigene Kompetenzen aufbauen kann.

3. 28 Prozent aller Organisationen können eine Wirkung bei den Zielgruppen kaum oder gar nicht belegen. 55 Prozent können zumindest einige Wirkungen nachweisen. Und nur 17 Prozent von ihnen können Wirkungen sicher erheben und haben einen entsprechenden Prozess hinterlegt.

Das können Stiftungen tun: Bringen Sie das Thema Wirkungserhebung und -messung gleich mit dem ersten Gespräch aufs Tapet – und preisen Sie es ins Förderbudget ein (mit 3 bis 10 Prozent). Überlegen Sie gemeinsam, welche Kosten einzelne Erhebungsmethoden verursachen, ob diese – mit Blick auf die zu erwartenden Erkenntnisse – angemessen sind und welche Alternativen es gibt.

Unterstützen Sie Förderorganisationen darin, Wirkungsziele zu definieren, ein sinnvolles Indikatorenset zu entwickeln, mit dessen Hilfe die Zielerreichung überprüft werden kann, und die Wirkungserhebung auch tatsächlich durchzuführen.

Damit Monitoring, Zwischenauswertungen, Evaluationen auch der Steuerung dienen können, müssen sie prozessbegleitend umgesetzt werden. Schließlich lässt sich das Förderprojekt nur dann lenken, wenn Sie über belastbare Daten verfügen und wissen, an welchen Stellschrauben Sie drehen müssen. Wenn die geförderte Organisation von Anfang an Daten sammelt, kann sie nicht nur schneller, sondern auch genauer Aussagen darüber treffen, wie Änderungen im Projektdesign die Wirkungen des Projekts beeinflussen.

4. Jede fünfte Organisation (20 Prozent) kann keine Auskunft darüber geben, welche Akteure sich noch im Themenfeld tummeln und ob es vergleichbare Angebote gibt.

Das können Stiftungen tun: Bestehen Sie auf einer Umfeld- und Wettbewerbsanalyse. Natürlich benötigt nicht jedes Projekt ein wissenschaftlich abgesichertes Akteurs-Mapping, bei dem alle Mitbewerber*innen und deren Aktivitäten umfassend analysiert werden. Aber alle Beteiligten sollten wissen, welche anderen Organisationen, Stiftungen, For- und Non-Profit-Player mit ihren Angeboten im selben Teich schwimmen. Wer hierüber Klarheit hat, kann im nächsten Schritt besser definieren, worin das eigene Alleinstellungsmerkmal besteht und an welcher Stelle der Angebotskette Projekte ansetzten müssen.

5. Ein Viertel aller Non-Profits (27 Prozent) kommuniziert kaum bzw. gar keine Wirkungen gegenüber der Öffentlichkeit und anderen Stakeholdern.

Das können Stiftungen tun: Unterstützen Sie die Förderorganisation in ihrer Kommunikationsarbeit. Stakeholder wie die Öffentlichkeit können nur dann ein Verständnis für die Arbeit einer Organisation, eines Förderprojekts und des gemeinnützigen Sektors insgesamt entwickeln, wenn sie entsprechend informiert wird. Mehr noch: Sie hat auch ein Anrecht darauf, zu erfahren, was steuerbegünstigte Förderprojekte eigentlich bewirken.

Aber auch innerhalb des Sektors zahlt sich Transparenz aus, weil sie anderen Akteuren ermöglicht, sich an Ihrem Förderprojekt zu orientieren und vielleicht sogar zu beteiligen. Denken Sie daher rechtzeitig über ein Kommunikationskonzept nach und hinterlegen Sie dieses mit hinreichend Sachmitteln und Know-how.

Fazit: Gutes Fördern heißt mehr als nur Geld vergeben

Alle diese Hinweise helfen dabei, Projekte wirkungs- und zielorientiert zu fördern. Trotzdem sollten Sie nie die Frage nach der Angemessenheit außer Acht lassen. Fordern Sie von Ihren Förderorganisationen nur relevante Informationen ein, die Sie auch verwenden, und ersparen Sie ihnen unnötigen bürokratischen Zusatzaufwand. Vor allem aber: Es sollte niemals darum gehen, die Partnerorganisationen zu kontrollieren, sondern auf Augenhöhe auf ein gemeinsames Ziel hinzuwirken. Hilfreiche Hinweise hierfür liefert auch der Werkzeugkasten für moderne Förderstiftungen des Stiftungszusammenschlusses „weniger ist mehr“ sowie die 5 Leitprinzipien für die Förderung Sozialer Innovationen vom Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland.

Gute Förderbeziehungen gehen über die bloße Geldvergabe hinaus. Stiftungen sollten sich dabei über einige grundsätzliche Fragen Klarheit verschaffen: Warum wollen wir fördern, was wollen wir erreichen und wie erreichen wir das? Woran messen wir Erfolg? Was haben wir bisher gemacht und was lernen wir daraus? Wer auf diese Fragen Antworten findet, legt die Basis für wirkungsvolle und glaubwürdige Förderprojekte.

Über das Wirkometer:

Die Erhebung basiert auf aggregierten Daten des Wirkometers (Dezember 2022, n=3.518). Das Wirkometer ist ein Online-Schnellcheck, in dem Engagierte 20 Fragen beantworten. Damit können sie auf spielerische Weise und innerhalb von etwa zehn Minuten den Grad ihrer Wirkungsorientierung ermitteln. Initiiert wurde das Tool vom gemeinnützigen Beratungs- und Analysehaus PHINEO zusammen mit der DFL Stiftung.
www.wirkometer.de

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