• Drei Fragen an ...

Stiftung Zukunft Berlin

Bürgerinnen und Bürger mehr in politische Entscheidungsprozesse einbeziehen, ohne gleich die repräsentative Demokratie mit dem Bade auszuschütten. Wie das geht, zeigt die Stiftung Zukunft Berlin.

2 Minuten 07.03.2024

Die Stiftung Zukunft Berlin widmet sich hauptsächlich drei großen Themen: der Stadt Berlin, der Kooperation zwischen Berlin und Brandenburg und dem Engagement für Europa. Was tun Sie konkret in diesen Bereichen? 
Stoffers: 
Unser oberstes Ziel ist es, bürgerschaftliche Mitverantwortung zu stärken, damit Berlinerinnen und Berliner die Zukunft ihrer Stadt mitgestalten können. Dazu gehört auch, dass sie sich repräsentiert und von der Politik gehört fühlen. Wir haben deshalb 32 sogenannte Initiativgruppen, die sich ganz unterschiedlichen Themen widmen. In der ältesten, „A Soul for Europe“, geht es zum Beispiel darum, wie man als Bürgerin oder Bürger in Europa wirksam sein kann. Es wurde eine Online-Plattform auf den Weg gebracht, die es allen vertretenen Initiativen europaweit ermöglicht, ihre Aktivitäten vorzustellen und miteinander zu vernetzen. Dieses Engagement gipfelte dann in der letzten Berlin Conference, bei der fast 400 Menschen aus 32 Ländern vertreten waren, die ihre Arbeitsergebnisse persönlich an die EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola übergeben haben. Wir als Stiftung geben dabei den Rahmen, damit die Initiativgruppen gut arbeiten können – wir stellen Räumlichkeiten, machen das Einladungsmanagement, fertigen Protokolle, besorgen Referenten und matchen die Ergebnisse mit der Verwaltung und Politik. Unser Ziel ist es, bürgerschaftliches Wissen und Kompetenzen in die Entscheidungsprozesse der Politik einzubringen.
 
Was sind das für Menschen, die sich in diesen Initiativgruppen einbringen? Und wie erfahren die davon? 
Bei „A Soul for Europe“ sind zum Beispiel die European Festivals Association involviert, die jungen Karlspreisträger, das Deutsch-Französische Jugendwerk oder Städte und Gemeinden mit grenzüberschreitenden Projekten. Die Mitwirkung ist eine Art Schneeballprinzip – jedes Netzwerk ist sein eigener Multiplikator. Es gibt bei uns kein Bewerberverfahren, aber es geht schon um Kompetenz: Die Ehrenamtlichen müssen sich in der Regel im Jahr auf sechs Präsenztreffen einlassen, weil man mit ein oder zwei Treffen keine Lösung für ein komplexes Problem finden wird. Wir haben außerdem den dezidierten Anspruch, die Mitte der Gesellschaft abzubilden und auch gegensätzliche Meinungen ins Boot zu holen. Wir achten darauf, dass die Mitwirkenden dem Wertekodex unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung entsprechen. Wer nicht nur eine Meinung hat, mit der er meckern kann, sondern Kompetenz und Netzwerke hinter sich vereint oder konstruktive Vorschläge vorbringt, ist herzlich willkommen mitzumischen.

Ihr Anspruch ist ja letztlich, der Zivilgesellschaft mehr Einfluss in der Politik zu geben. Können Sie Beispiele nennen, wo Ihnen das in der Vergangenheit gelungen ist? 
Jüngstes Beispiel ist da die Berliner Verwaltungsreform. Angefangen hat das mit unserer AG Stadtmanagement, die in fast zwei Jahren sehr dezidierte Vorschläge zur Aufgabenverteilung und Leitungsverantwortung auf Bezirks- und Senatsebene erarbeitet hat, die dann eingeflossen sind in einen Senatsbeschluss. Nach den Wahlen mussten wir in Teilen von vorne anfangen, aber auch mit der jetzigen Regierung sind wir in einem Workshop-Prozess und haben bereits die Zusicherung des Regierenden Bürgermeisters, dass er die Verwaltungsreform unter Einbindung der Stadtgesellschaft voranbringen wird. 

Über die Gesprächspartnerin
Beate Stoffers, Geschäftsführerin der Stiftung Zukunft Berlin
Beate Stoffers, Geschäftsführerin der Stiftung Zukunft Berlin
© Andrea Katheder

Beate Stoffers ist seit 2022 Geschäftsführerin und Vorstandssprecherin der Stiftung. Zuvor war sie unter anderem als Staatssekretärin in der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie tätig.

 

Über die Stiftung

Die Stiftung Zukunft Berlin wurde 2006 vom ehemaligen Berliner Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz sowie für kulturelle Angelegenheiten, Dr. Volker Hassemer, und dem Unternehmer, Kunstsammler und Mäzen Dieter Rosenkranz gegründet. Die 11 Mitarbeitenden in der Geschäftsstelle und der sechsköpfige Vorstand koordinieren und steuern die Aktivitäten der Stiftungsinitiativen und unterstützen sie in der Kommunikation nach innen und außen.

Mehr Informationen: www.stiftungzukunftberlin.eu

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