„Unser Strategieprozess ist eine Evolution“

Die Siemens Stiftung hat ihre Projektarbeit neu ausgerichtet. Warum das notwendig war und welche Themenfelder nun im Fokus stehen, erzählt Dr. Nina Smidt, Geschäftsführende Vorständin der Stiftung, im Kurzinterview.

Die Siemens Stiftung will ihre bestehenden Netzwerke u .a. in Afrika weiter ausbauen: Teilnehmer*innen eines Pilotworkshops in Design Thinking in Südafrika.
© Siemens Stiftung
2 Minuten 28.07.2023
Die Fragen stellte Nicole Alexander

Stiftungswelt: Die Siemens Stiftung hat gerade einen umfassenden Strategieprozess abgeschlossen. Warum war eine Neuausrichtung der Projektarbeit der Stiftung in Ihren Augen notwendig?
Dr. Nina Smidt:
Wir leben in einer „VUCA-Welt“, einer Welt, die immer volatiler, unsicherer und komplexer wird. Ob Corona-Pandemie, Klimakrise, Ukraine-Konflikt oder Digitalisierung – wir erleben immer schnellere und tiefgreifendere Veränderungen. Angesichts dieser globalen Herausforderungen haben wir uns kritisch die Frage gestellt, was diese Umbrüche für unsere Arbeit und auch für unsere Wirkungslogik bedeuten. Der Strategieprozess war daher die logische Konsequenz aus den globalen Veränderungen einerseits und unserer gesellschaftlichen Verantwortung, sicherzustellen, dass wir die Wirkung erzielen, die wir uns vorgenommen haben, andererseits.

Die Projektarbeit der Siemens Stiftung umfasst künftig die Themenfelder „Gesicherte Grundversorgung“, „Vernetzte Gesellschaften“ und „Klima & Nachhaltigkeit“. Warum haben Sie sich für diese drei Schwerpunkte entschieden?
Die großen gesellschaftlichen Herausforderungen sind immer multiperspektivisch. Mit den neuen stiftungsübergreifenden Themenfeldern öffnen wir Räume für Synergien zwischen unseren Fachbereichen, um die notwendigen Transformationen möglichst wirkungsvoll mitgestalten zu können. Entscheidend für die Auswahl der jeweiligen Themenfelder war die Fokussierung auf jene gesellschaftlichen Herausforderungen, zu denen wir mit unserer gebündelten Expertise und unserem Netzwerk den größtmöglichen Beitrag leisten können. Die stiftungsinternen Arbeitsbereiche sind eng mit den Themenfeldern verzahnt, und alle Projekte werden regelmäßig anhand der von uns entwickelten individuellen Wirkungslogik evaluiert. Unser Strategieprozess ist eine „Evolution“, also die Weiterentwicklung unseres Profils mit maximalem Nutzen für die Gesellschaft.

Können Sie das näher erläutern? Was geschieht mit den drei Themenbereichen „Sozialunternehmertum“, „Bildung“ und „Kultur“, die bislang im Fokus der Projektarbeit standen?
Diese Arbeitsbereiche bleiben bestehen und werden auf die neuen Themenfelder ausgerichtet. Die neu geschaffenen Fokusthemen „Gesicherte Grundversorgung“; „Vernetzte Gesellschaften“ und „Klima und Nachhaltigkeit“ sind als generelle gesellschaftliche Herausforderungen zu verstehen. Wir sind davon überzeugt, dass sich die zunehmend komplexen Herausforderungen nur gemeinsam bewältigen lassen, und werden unser Engagement in sektorübergreifenden Allianzen mit Fokus auf gemeinsames Lernen sowie Stärkung von lokal verankerten und nachhaltigen Strukturen weiter ausbauen.

Was bedeutet das konkret für die bisherigen regionalen Förderschwerpunkte der Stiftung?
Unsere Schwerpunkte konzentrieren sich weiterhin auf Deutschland, Afrika und Lateinamerika. Wir arbeiten stets eng mit unseren Partnerorganisationen vor Ort zusammen und verfügen hier über starke, etablierte Netzwerke. Diese enge Zusammenarbeit ermöglicht es uns, von ihrem umfangreichen Wissen und ihrer Erfahrung zu profitieren, um gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln. Wir werden unsere bestehenden Netzwerke weiter ausbauen und gleichzeitig sukzessive strategische Kooperationen in anderen Regionen verstärken, in denen wir unsere Expertise effizient einsetzen können.

Bei einem Strategieprozess müssen vor allem auch die Mitarbeitenden der Stiftung mitgenommen werden. Was waren in dieser Hinsicht die größten Herausforderungen für Sie und das Team?  
Eine der größten Herausforderungen bestand darin, eine klare und vollständige Kommunikation zwischen den verschiedenen Arbeitsteams zu gewährleisten, insbesondere aufgrund der anhaltenden Remote-Arbeitssituation, die stark von der Corona/Post-Corona-Phase geprägt war. Eine klare Kommunikation zwischen den Teams, ausreichend Zeit für die Entwicklung von Ideen und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen ko-konstruktivem Prozess und Entscheidungsfindung sind grundlegende Elemente, für die ich mich auch heute wieder entscheiden würde. Denn durch Kooperation und Ko-Konstruktion können wir Synergien nutzen, unterschiedliche Perspektiven einbeziehen und voneinander lernen. Die aktive Beteiligung aller Stakeholder*innen schafft zudem eine breitere Basis für unsere Strategieentwicklung, die an neue Erkenntnisse und Entwicklungen angepasst werden kann. 

Weiterführende Informationen

Wollen Sie mehr über die neue Strategie der Siemens Stiftung wissen? Auf der Website der Stiftung finden Sie dazu ein ausführliches Interview mit ihrem Geschäftsführenden Vorstand Dr. Nina Smidt und Klaus Grünfelder.

Über die Interviewpartnerin:

Auf dem Bild ist Dr. Nina Smidt zu sehen.
© Konrad Fersterer, Siemens Stiftung

Dr. Nina Smidt ist Geschäftsführende Vorständin und Sprecherin des Vorstands der Siemens Stiftung. Im Bundesverband Deutscher Stiftungen gehört sie dem Beirat an.

 

Über die Siemens Stiftung

Die Siemens Stiftung wurde 2008 als unabhängige und gemeinnützige Organisation von der Siemens AG gegründet. Seitdem realisiert sie internationale Projekte mit dem Ziel, einen Beitrag zu nachhaltiger gesellschaftlicher Entwicklung zu leisten. Zu ihren  Partner*innen gehören weltweit Akteur*innen aus Zivilgesellschaft, staatlichen Einrichtungen, Wirtschaft, Forschungs-, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit.
Mehr Informationen unter www.siemens-stiftung.org.

 

Diskussion

Keine Kommentare

Kommentar schreiben

Verwandte Artikel

Zurück
Vor