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Zwischen Zukunftsangst und Veränderungswillen

Wie tickt die junge Generation? Was treibt sie an und um? Und welche Erwartungen hat sie an ihre (berufliche) Zukunft? Darüber wird derzeit auch in Stiftungen viel diskutiert. Wir haben fünf junge Menschen, die im Stiftungssektor tätig sind, direkt gefragt – und aufschlussreiche Antworten bekommen.  

Fünf junge Menschen posieren mit weißem Stuhl vor weißer Wand.
© BVDS_JensLiebchen
5 Minuten 06.07.2023

FINJA FEDDES

© BVDS_JensLiebchen

Steckbrief

Name: Finja Feddes
Alter: 29 Jahre
Wohnort: Hamburg
Bezug zum Stiftungssektor: im Januar 2020 erster Job als Werkstudierende in einer Stiftung, seit Februar 2021 für die Claussen-Simon-Stiftung tätig, derzeit Programmleitung für die Stipendienprogramme B-MINT und Master Plus sowie für den Claussen-Simon-Fonds für Wissenschaft & Hochschule

Drei Fragen – drei Antworten

Warum haben Sie sich für den gemeinnützigen Sektor entschieden?
Mir ist wichtig, meine Ideen, meine Werte und meine Arbeitskraft in etwas zu stecken, das jetzt und in Zukunft greifbaren persönlichen und dadurch zugleich gesellschaftlichen Mehrwert schafft. Wenn meine Arbeit in irgendeiner Form einen konkreten positiven Unterschied im Leben anderer macht, dann erfüllt mich das mit großer Freude und Motivation. Durch meine Stiftungstätigkeit am Puls der jungen Generationen zu sein, ist ein Privileg und nie langweilig.

Mit welchen drei Worten würden Sie Ihre Generation beschreiben?
Reflektiert, besorgt, anpackend – aber natürlich bewege auch ich mich nur in einer Bubble meiner Generation.

Wie wichtig ist Ihrer Generation ein Job mit Purpose?
Sehr wichtig! Themen wie Klimawandel und die davon ausgehenden Bedrohungen für Lebensräume weltweit, Krieg, der nun auch wieder in Europa präsent ist, und auch unsere sichere Altersvorsorge, die fraglicher scheint als die unserer Eltern, bewegen viele von uns zu einem Job mit Sinnhaftigkeit und Veränderungspotenzial im Hier und Jetzt. Vieles erscheint plötzlich banal. Die Zukunft wirkt unsicher und voll von extremen Herausforderungen. Daher ist, glaube ich, auch zugleich ein höheres Bedürfnis da, jetzt ein gutes, mit Erlebnissen und Beziehungen erfülltes Privatleben neben dem Beruf zu pflegen und dafür die Zeit zu haben.

ADRIYAN RADEV

© BVDS_JensLiebchen

Steckbrief

Name: Adriyan Radev
Alter: 23 Jahre
Wohnort: Sinzig am Rhein
Bezug zum Stiftungssektor: von August 2016 bis Juli 2019 Stipendiat der START-Stiftung, seit Juli 2019 ehrenamtlich für die START-Stiftung tätig, u.a. als Mentor für aktuelle Stipendiat*innen sowie als Betreuer und Entertainer bei regionalen Veranstaltungen der Stiftung in Rheinland-Pfalz

Drei Fragen – drei Antworten

Warum engagieren Sie sich in einer Stiftung? 
In 2015 kam ich zum allerersten Mal mit einer Stiftung in Kontakt – die START-Stiftung, 2016 wurde ich als Stipendiat aufgenommen, und seitdem bin ich davon überzeugt, dass die Stiftungsarbeit einen sehr hohen, gar unbezahlbaren Mehrwert hat, sowohl für Geförderte als auch für Förderer. Man lernt in so einem Netzwerk diejenigen Menschen kennen, die man sonst vielleicht nie hätte treffen können. Daraus ergeben sich Verbindungen und Beziehungen, die unglaublich erscheinen. Die Menschen – die machen das aus! Andere dabei zu unterstützen, auch eine solche unvergessliche Zeit zu erleben und diesen Leitgedanken fortzuführen, dafür setze ich mich ein! 

Wenn Sie genügend Geld hätten, um eine Stiftung zu gründen, welche wäre das?
,,Finde Deine Intelligenz‘‘ würde meine Stiftung heißen! Damit wird direkt klar – jeder besitzt eine Art von Intelligenz, doch nicht jedem ist bewusst, was in einem schlummert. Deshalb würde ich mich dafür einsetzen, dass jeder sein Element findet und damit einen riesigen Mehrwert für sich gewinnt, gleichzeitig aber auch für die Gesellschaft als Ganzes. Denn wenn es dem Einzelnen besser geht, bewirkt es beim Rest ebenfalls eine Verbesserung.

Im Kindergarten habe ich davon geträumt, …
… Schauspieler zu werden, auf die große Leinwand zu kommen und einen hohen Bekanntschaftsgrad zu erzielen. Dabei möglichst viel Spaß zu haben und zwar mit Menschen aus der ganzen Welt. Zwar habe ich diesen Weg nicht eingeschlagen, jedoch habe ich all die Wirkungen auf einem anderen Weg herbeigerufen. Dafür bin ich dankbar! 

LEONIE DECKBAR

© BVDS_JensLiebchen

Steckbrief

Name: Leo(nie) Deckbar
Alter: 22 Jahre
Wohnort: Berlin
Bezug zum Stiftungssektor: seit Mai 2023 bei der Bürgerstiftung Berlin, zuvor ebendort dreimonatiges Praktikum während der Bachelorarbeit

Drei Fragen – drei Antworten

Was hat Sie am diesjährigen Deutschen Stiftungstag am meisten überrascht?  
Die Gruppe #30unter30 fand ich total inspirierend. So viele junge Menschen aus Stiftungen zu treffen und zu sehen, wie engagiert und positiv alle gestimmt waren, war ein toller Moment.

Mit welchen drei Worten würden Sie Ihre Generation beschreiben? 
Politisch, kritisch, tolerant.                       

Wenn ich einen Tag Bundeskanzler wäre, würde ich… 
… Lobbystrukturen unterbinden. 

MORTEN JENDRYSCHIK

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Steckbrief

Name: Morten Jendryschik
Wohnort: Hamburg 
Alter: 32 Jahre 
Bezug zum Stiftungssektor: seit November 2022 Leitung Stiftungsbüro Hamburg in der BürgerStiftung Hamburg, zuvor von 2018 bis 2022 Programm-Manager der Körber-Stiftung

Drei Fragen – drei Antworten

Wie schafft es ein junger Mensch, im Stiftungssektor Fuß zu fassen?
Durch Interesse und eigene Haltung zum Thema, durch Beharrlichkeit und Engagement, durch Durchhaltevermögen (in Praktika und schlechtbezahlten Anstellungen) und nicht zuletzt durch die eigene Überzeugung, im Stiftungssektor arbeiten zu wollen.

Wie wichtig ist Ihrer Generation ein Job mit Purpose?
So wichtig wie anderen Generationen: Es gibt solche und solche Interessen in meiner Alterskohorte. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, wohl wissend, dass die Klassenkamerad:innen mit der Festanstellung beim großen Automobil-Konzern oder der Beamtenlaufbahn wohl teils „bessere“ Aussichten auf die Gehaltsentwicklung oder die Absicherung im Alter haben.

Wenn ich einen Tag lang Bundeskanzler wäre, würde ich…
… zuallererst das Erbschaftsrecht reformieren.

FABIA GÖHRING

© BVDS_JensLiebchen

Steckbrief

Name: Fabia Göhring
Alter: 30 Jahre
Wohnort: Stuttgart
Bezug zum Stiftungssektor: seit knapp 5 Jahren in verschiedenen Positionen bei der Robert Bosch Stiftung tätig, aktuell als Referentin der Geschäftsführung

Drei Fragen – drei Antworten

Warum haben Sie sich für den gemeinnützigen Sektor entschieden?
Wir verbringen einen großen Teil unseres Lebens mit unserer Arbeit. In dieser Zeit möchte ich etwas bewegen und mich für etwas einsetzen, wovon ich überzeugt bin: Wie kann ich einen Beitrag leisten, unser Zusammenleben gerechter und nachhaltiger zu gestalten? Mit dieser Frage im Kopf habe ich mich für eine Stiftung entschieden. Stiftungen bieten einen großen Gestaltungsspielraum: Als Organisationen können sie mit neuen Impulsen in die Gesellschaft wirken. Mitarbeitende haben den Freiraum, selbst Akzente zu setzen. Mich treibt um, wie wir das Potenzial von Stiftungen stärker nutzen können: mutige, kreative Ideen zu identifizieren und deren Umsetzung zu ermöglichen.

Wenn Sie genügend Geld hätten, um eine Stiftung zu gründen, welche wäre das?
Eine eigene Stiftung würde ich nicht gründen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Stiftungen leisten wichtige Arbeit, und ich arbeite sehr gerne im Stiftungssektor. Doch es gibt bereits unzählige Organisationen, die beeindruckende Arbeit leisten. Ich glaube, es ist wirksamer, diese Organisationen zu stärken.

Sollten sich Stiftungen mehr um aktuelle Probleme wie den Klimawandel kümmern? Und wenn ja, welche wären das?
Kaum eine Herausforderung wird die Welt so radikal verändern wie der Klimawandel. Wir müssen jetzt mutige, schnelle Lösungsansätze umsetzen. Gleichzeitig hat jede Stiftung ihre Stärken. Wir sollten aktuelle Entwicklungen in unserer Arbeit reflektieren und dabei nicht die Ziele und Kompetenzen unserer Organisationen aus den Augen verlieren. Wir sollten uns fragen: Wie wirken sich Entwicklungen wie der Klimawandel, Ungleichheit oder Kriege auf unsere Partner:innen und Zielgruppen aus? Wie können wir einen wirksamen Beitrag leisten?

 

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