Familie Werner und Anita Otto Stiftung
Laut eigenen Angaben ist die Familie Werner und Anita Otto Stiftung Deutschlands erste Seestiftung. Wie sie in den Besitz des Sees gekommen sind und was sie für seinen Schutz tun, erzählen Stifterin und geschäftsführender Vorstand im Kurzinterview.
Frau Otto, Sie stammen aus einer alten Fischerfamilie. Wie ist die in den Besitz des Stolzenhagener Sees gekommen?
Anita Otto: Der Stolzenhagener See hat eine lange Geschichte. Meine Vorfahren haben den Stolzenhagener See und sechs weitere Seen im Jahr 1831 erworben. Im Verlaufe der Zeit wurden diese Seen durch entsprechende Erbschaften aufgeteilt. Mein Mann und ich erbten dann den Stolzenhagener See. Dieser blieb auch zu DDR-Zeiten unser Eigentum. Allerdings durften wir ihn fischereiwirtschaftlich nicht nutzen, das war bis zur Wende einer Genossenschaft vorbehalten. Jetzt bin ich nicht nur Stifterin, sondern auch noch Fischerin des Stolzenhagener Sees.
Sie haben den Stolzenhagener See 2017 in eine Stiftung überführt. Stiftungszweck ist unter anderem der Erhalt und Schutz des Sees in seinem derzeitigen ökologischen Zustand. Wie geht es dem See heute?
Jürgen Krajewski: Trotz aller Klimaveränderungen befindet sich der Stolzenhagener See in einem guten chemischen und biologisch-ökologischen Gleichgewicht. Er gehört wahrscheinlich zu den am besten beprobten Seen in Brandenburg. Wir lassen vier Beprobungen jährlich durchführen. inzwischen gibt es mehrere Gutachten, die alle besagen, dass der See „gesund“ ist. Wenn man weiß, dass in der DDR der See auch als Sammelbecken für Gülle diente und heute mit 200 direkten Anliegern weiterhin belastet wird, sind die Untersuchungsergebnisse umso erfreulicher.
Otto: Der Stolzenhagener See wird regelmäßig als gutes Badegewässer eingeschätzt und wurde schon mehrmals dafür mit der „Blauen Flagge“ ausgezeichnet. Wovon wir allerdings nicht so begeistert sind: Es gibt zwei öffentliche Badestellen am See, und wenn dort tausende Badegäste ins Wasser gehen, ist der Nährstoffeintrag in der Badesaison sehr hoch. Das schafft natürlich auch Probleme für unsere Schutzzonen, den Schilfgürtel, den Erlenwald, für den Eisvogel und unter Wasser für unsere Armleuchteralgen. Trotzdem haben wir uns schon vor Jahren entschlossen, einen zusätzlichen Strandabschnitt am See, in gemeinsamer Partnerschaft mit der Björn Schulz Stiftung, zum Baden freizugeben. Hier haben unheilbar an Krebs erkrankte Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, gemeinsam mit ihren Eltern, beim Baden in freier Natur zu entspannen.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Krajewski: Unser großes Ziel ist es, aus dem See ein wissenschaftliches Projekt zu machen, das für den Schutz und die Erhaltung anderer Seen beispielhaft sein könnte. Hier soll es besonders um die digitale Erfassung aller Daten gehen, die den chemischen und biologisch- ökoloschen Zustand des Gewässers erfassen und zeitnah auswerten. Ziel ist es, ein entsprechendes Frühwarnsystem als Pilotprojekt zu schaffen. Hier fehlt es nicht an wissenschaftlicher Expertise, sondern an finanziellen Mitteln. Dennoch wollen wir unsere anderen Ziele nicht aus den Augen verlieren. Wie zum Beispiel einen Beitrag zur naturnahen Erziehung unserer Kinder und Jugendlichen zu leisten.
Über die Gesprächspartnerin und den Gesprächspartner
Jürgen Krajewski ist Geschäftsführender Vorstand der Stiftung. Er ist ehrenamtlich als Ortsvorsteher von Stolzenhagen tätig. Stifterin Anita Otto ist Vorsitzende der Stiftung und fährt immer noch zum Fischen auf den See. Marlis Hahn ist Vorstandsmitglied der Stiftung.
Über die Stiftung
Die Familie Werner und Anita Otto Stiftung wurde 2017 von Anita Otto, Jürgen Krajewski und Marlis Hahn gegründet. Die Stifterin Anita Otto hat ihr Eigentum, den Stolzenhagener See, einem gemeinnützigen Zweck übergeben. Die Stiftung finanziert sich unter anderem durch Pachteinnahmen der Anlieger.
Mehr Informationen unter: https://stolzenhagenerseestiftung.de
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