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Tage der Transformation in Hannover

Der bevorstehende Deutsche Stiftungstag am 14. und 15. Mai verspricht unter dem Titel "Mittendrin: Wie Stiftungen Transformation gestalten" ein spannendes und vielfältiges Programm. Gesprochen wird über die Gestaltung des gesellschaftlichen Wandels und die Anpassung von Stiftungsstrukturen, etwa in Form flexiblerer Förderprozesse.

Deutscher Stiftungstag
© David Ausserhofer
4 Minuten 27.04.2024
Autorin: Luise Burkhardt

Transformation ist überall und betrifft uns alle: Der intensive Diskurs über Nachhaltigkeit angesichts des Klimawandels stößt ein Umdenken in der Wirtschaft an und befeuert technologische Innovationen im Bereich erneuerbarer Energien. Die Alterung der Gesellschaft im Rahmen des demografischen Wandels führt zu neuen Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt, während Zuwanderung sowohl die kulturelle Vielfalt als auch den interkulturellen Austausch fördert – zugleich aber auch Fragen zum gesellschaftlichen Zusammenleben aufwirft. Die Digitalisierung revolutioniert grundlegend die Arbeitswelt, das Kommunikationsverhalten und den Zugang zu Bildung. Gleichzeitig gewinnen angesichts wachsender Ungleichheiten Fragen der sozialen Gerechtigkeit neu an Bedeutung.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen stellen sich grundlegende Fragen: In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Wie wollen wir unser Zusammenleben heute und in Zukunft gestalten? Stiftungen geben mit ihrer Arbeit in vielen Bereichen konkrete Antworten auf diese Fragen. Mit eigenen Projekten und Initiativen sowie mit der Unterstützung von Förderprojekten auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene arbeiten sie täglich daran, die Vision einer gerechteren, nachhaltigeren und inklusiveren Gesellschaft zu verwirklichen. Ob in der Bildungs-, Kultur- oder Demokratieförderung, im Sport oder in anderen Bereichen – auf dem Deutschen Stiftungstag 2024 soll reflektiert werden, wo ihr Einsatz bereits Wirkung zeigt und wo noch mehr getan werden muss. Der Austausch in Hannover wird dabei maßgeblich von den Arbeitskreisen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen vorbereitet, in denen die Mitglieder des Verbandes zusammengeschlossen sind. Sie laden zu spannenden Podiumsveranstaltungen und Workshops ein und veranschaulichen die Vielfalt und Innovationskraft der Stiftungsarbeit.

Talks mit Bildungsministerin Stark-Watzinger und weiteren Gästen

Laut aktuellen Daten des Bundesverbandes hat im Jahr 2022 ein Drittel aller gemeinnützigen Stiftungen Bildung als Satzungszweck verankert. Wie können diese Stiftungen mit vereinten Kräften für ein zukunftsfähiges Bildungssystem eintreten? Der Arbeitskreis Bildung diskutiert dazu auf dem Stiftungstag mit Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, und Andrea Frank, stellvertretende Generalsekretärin des Stifterverbandes, wie sich im deutschen Bildungswesen sowohl eine höhere Bildungsqualität als auch ein gerechterer Zugang für alle Kinder und Jugendlichen ermöglichen lässt (Dienstag, 12:00 Uhr, Glashalle).

Auch im Bereich der Nachhaltigkeit sind Stiftungen aktiv. Das verdeutlichen die Arbeitskreise Bürgerstiftungen sowie Umwelt auf dem Stiftungstag unter dem Titel "Zivilgesellschaftliche Wohnprojekte mit sozialen und ökologischen Ambitionen in Stadt und Land" (Dienstag, 14:30 Uhr, Neuer Saal). Die Bürgerstiftung Pfalz zeigt, wie sie gemeinsam mit der Dachgenossenschaft Zukunftsdorf den Herausforderungen des demografischen Wandels, des Klimawandels und der Abwanderung in die Metropolen in davon besonders betroffenen Dörfern begegnet. Zur Finanzierung ihrer nachhaltigen Veränderungen in zehn Innovationsfeldern haben die Initiator*innen einen Transformationsfonds ins Leben gerufen.

Unter dem Motto "The future is female!?" wird ein aktuell viel diskutierter Topos der Außenpolitik in den Blick genommen. Der Arbeitskreis Internationales spricht mit der internationalen Expertin Fawzia Baba-Aissa (Fonds pour les Femmes en Méditerranée) und der Frauenrechtlerin Priyanka Bhide (Kubernein Initiative) sowie der zuständigen Referatsleiterin im Bundesentwicklungsministerium Inken Denker über die Wirkkraft feministischer Außenpolitik und ihre Bedeutung für die Arbeit international tätiger Stiftungen (Dienstag, 10:45 Uhr, Video Conference Lounge).

Stiftungen unter Transformationsdruck?

Stiftungen in Deutschland sind sich der gesellschaftlichen Transformationsprozesse bewusst. In einer aktuellen Befragung des Stiftungspanels des Bundesverbandes stimmt die große Mehrheit (91 Prozent) von 216 befragten Stiftungen der Aussage zu (oder eher zu), dass sich die Geschwindigkeit der gesellschaftlichen Transformationsprozesse in den vergangenen fünf Jahren erhöht hat. Nur etwa 8 Prozent stimmen dieser Aussage nicht (oder eher nicht) zu (Abbildung 1). Gleichzeitig nimmt etwas mehr als die Hälfte der befragten Stiftungen (53 Prozent) in diesem Zeitraum einen erhöhten Transformationsdruck auf Stiftungen wahr. Etwa ein Drittel empfindet hingegen keinen steigenden Druck. Rund 14 Prozent haben sich diesbezüglich enthalten (Abbildung 2).

  • Abbildung 1: Die Geschwindigkeit der gesellschaftlichen Transformation hat sich in den vergangenen fünf Jahren erhöht (Anteile in Prozent). Quelle: Stiftungspanel des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, November/Dezember 2023, N=216 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts, gewichtete Angaben.
  • Abbildung 2: In den vergangenen fünf Jahren hat der Transformationsdruck auf Stiftungen zugenommen (Anteile in Prozent). Quelle: Stiftungspanel des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, November/Dezember 2023, N=216 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts, gewichtete Angaben.
  • Abbildung 3: Veränderungen in der stiftungsinternen Organisation aufgrund gesellschaftlicher Transformationsprozesse (Anteile in Prozent). Quelle: Stiftungspanel des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, November/Dezember 2023, N=216 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts, gewichtete Angaben.
  • Abbildung 4: Veränderungen in der Stiftungsarbeit aufgrund gesellschaftlicher Transformationsprozesse (Anteile in Prozent). Quelle: Stiftungspanel des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, November/Dezember 2023, N=216 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts, gewichtete Angaben.
  • Abbildung 5: Veränderungen in der stiftungsinternen Organisation aufgrund gesellschaftlicher Transformationsprozesse (Anteile in Prozent). Quelle: Stiftungspanel des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, November/Dezember 2023, N=216 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts, gewichtete Angaben.

Angesichts gesellschaftlicher Transformationsprozesse geben 68 Prozent der befragten Stiftungen an, Veränderungen in ihrer internen Organisation vorgenommen zu haben. Am häufigsten betrifft das die Auswahl und Gestaltung stiftungseigener Projekte (41 Prozent), die Anlagestrategie (33 Prozent) und die Arbeitsabläufe (27 Prozent) (Abbildung 3). Zwei Drittel der befragten Stiftungen geben außerdem an, vor diesem Hintergrund inhaltliche Veränderungen ihrer Arbeit vorgenommen zu haben, am häufigsten in Bezug auf Kooperationen (35 Prozent), in der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit (29 Prozent) sowie hinsichtlich der Förderstrategie (22 Prozent) (Abbildung 4).

Wie solche Veränderungen der Stiftungsarbeit in der Praxis aussehen können, soll auf dem Stiftungstag beleuchtet und gemeinsam mit den Teilnehmenden diskutiert werden. So bietet die Veranstaltung „weniger ist mehr“ einen Einblick in die gleichnamige Gemeinschaftsinitiative von Stiftungen aus Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein, die zur Gestaltung eines flexibleren und partizipativeren Förderprozesses auf allen Ebenen ermutigt: von der Antragstellung bis zur Stärkung der Resilienz der Förderpartner*innen. Ziel ist es, die Bedürfnisse und Interessen der Zielgruppen der Förderungen besser zu verstehen und sie aktiv in die Gestaltung der Förderprogramme einzubeziehen (Dienstag, 10:45 Uhr, Bonatz Saal).

Ebenfalls im Fokus steht die Einbindung kultureller Vielfalt in inklusive Strukturen von Stiftungen. Denn nur so können Stiftungen in Zukunft als Arbeitgeber*innen und Förderpartner*innen attraktiv und glaubwürdig sein. Der Arbeitskreis Diversität bietet dazu in Zusammenarbeit mit der Initiative #VertrauenMachtWirkung den Workshop "How to do Diversity" an, in dem Grundsätze für die Umsetzung eines diversitätssensiblen und inklusiven Arbeitsklimas erarbeitet werden (Mittwoch, 11:15 Uhr, Bonatz Saal).

Sich der eigenen Bedeutung bewusst werden

Ein Ergebnis der aktuellen Stiftungspanel-Befragung mag überraschen: Nur 9 Prozent der Befragten schreiben ihrer eigenen Stiftung eine hohe Bedeutung bei der Gestaltung von Transformation zu, während immerhin 28 Prozent dem Stiftungssektor insgesamt eine hohe Bedeutung zusprechen (Abbildung 5). Diese Zahlen können dahingehend interpretiert werden, dass Stiftungen sich bewusst sind, dass tiefgreifende gesellschaftliche Transformationsprozesse nicht von einer einzelnen Stiftung geschultert werden können – es geht nur gemeinsam! Der Deutsche Stiftungstag 2024 bietet einen Rahmen, entsprechende Allianzen und Kooperationen zu schmieden und die großen Transformationen unserer Zeit mit nicht minder ambitionierten Visionen zu verbinden.

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